Langzeitarchivierung

Gerade bin ich beim Aufräumen auf einen alten Stapel Disketten gestossen. Aus unerfindlichen Gründen habe ich doch tatsächlich immer noch meine allererste Diskette (5 1/4 Zoll wohlgemerkt) aus dem Mathe-Unterricht der fünften Klasse. Und jetzt werde ich sie wohl auch nicht mehr wegwerfen ;-). Unser Mathe-Lehrer war schon frühzeitig ein Verfechter von Computern in der Schule und so kamen wir schon 1986 in den Genuss erster BASIC-Lektionen. Leider läuft die Disk nicht mehr — mein 5 1/4 Zoll Laufwerk (ja, hatte ich auch noch ‚rumfliegen) mag sie jedenfalls nicht mehr lesen.

Die älteste noch lesbare Datei die ich auftreiben konnte, stammt vom 14. Mai 1990. Gerade mal 10 Tage zuvor hatte ich meinen ersten IBM-kompatiblen PC erhalten und offenbar als Vorbereitung für die nächste drohende Latein-Klausur ein paar Deklinationen aufgeschrieben:

Latein Lektionen
Grammatik
Lex.: XXX

I) Adjektive der i-Deklination

   a) Formen:

	ventus acer		vox acris		ferrum acre
	venti acri		vocis acris		ferri acris
	vento acri		voci acri		ferro acri
	ventum acrem		vocem acrem 		ferrum acre
	vento acri		voce acri 		ferro acri

Immerhin sind die Dateien nach 16 Jahren wirklich noch lesbar, wenn auch nicht in der Original-Formatierung. Damals hatte ich Works 1.0 genutzt (Works für DOS war das wohl) und das Datenformat kann heute kaum noch ein Programm lesen. Mit dem Word Viewer und Works 4.0 Converter konnte ich immerhin den „nackten“ Text lesen.

„ventus acer“ … meine Güte, ich kriege heute immer noch das Grausen, wenn ich an diese Horror-Jahre mit Latein denken muss… es hat bis in die 11.Klasse gedauert, bis ich den Dreh ‚raushatte.

5 Kommentare

  1. Ich hatte neulich schon bei den ersten selbstgebrannten CDs festgestellt, dass diese trotz lichtsicherer Lagerung unlesbar sind. Disketten sind anscheinend doch mehr für die Ewigkeit gemacht.

  2. Als Jäger und Sammler ist das ein heikles Thema für mich. Ein großer Teil meiner fast 10 Jahre alten PS1 „Sicherheitskopien“ (aus der Videothek, also sogar irgendwie legal) ist noch lesbar, je nach verwendetem Rohling.

    Anders bei DVDs. Meine erste Erfahrung mit Spindelware war katastrophal, habe über 100 DVDs (mit Verlusten) auf Verbatim umkopieren müssen, weil sich die Quellen auflösten – nach wenigen MONATEN!

    Aber selbst die Verbatim haben immer mal wieder CRCs, egal mit welchem Brenner gebrannt. Aber ob CRCs auftauchen, hängt wieder ganz von den Laufwerken ab, mit denen man ausließt. Sehr stressig, das alles.

    Für mich steht fest: Wenn man ne 300er Platte für 40-50€ bekommt, ist die Zeit der optischen Medien ausgelaufen bei mir.

    Und zu Disketten: Also mein Rock n Roll für Amiga von 1989 läuft noch wunderbar. die 3,5″ scheinen ziemlich robust zu sein.

    Es gibt doch diese These, dass unsere Zeit für Archäologen oder Historiker ein schwarzes Loch sein wird. Entweder die Datenträger sind nicht mehr lesbar oder zur Unkenntlichkeit verschlüsselt.

  3. Seit einiger Zeit nutze ich zur optischen Speicherung von wirklich wichtigen Sachen (die sich hin und wieder ändern) vor allem DVD-RAM. Soweit hatte ich auch noch keine Probleme (klopf auf Holz).

    Früher litt ich immer an chronischer Platznot (was auch zu manchem GAU führte), das hat sich zumindest für wichtige Sachen wie Briefverkehr, Fotos, Webprojekte etc geändert. Da gibt es dutzende Backups auf verschiedenen Medien an verschiedenen Plätzen. Meine Magisterarbeit war während der Entstehung auf mehreren PCs auf zwei Kontinenten gespeichert und alle paar Stunden lief rsync :-). Da war ich wirklich paranoid :).

    Problematisch sind halt Videos. Da ich meinen VHS-Rekorder und meine VHS-C Videokamera ausgemustert habe, mussten all die Home-Made-Videos zukunftssicher gespeichert werden. Bei bis zu 10 GB pro Video aber auch ein nerviger Aufwand. Und dann produziert der liebe VDR ja auch einiges. Wenn in den nächsten Monaten auch noch HDTV kommt, sehe ich mich schon gezwungen ein Multi-Terabyte-RAID-Array aufzusetzen.

    Auf 300GB-Platten für 50€ warte ich daher auch :-). Immerhin sind wir schon bei 80€.

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